Dienstag, 17. März 2015

Den Rhein entlang

Nein, wir haben nicht spontan den Kontinent gewechselt. Wir sind vielmehr in Wanganui, am längsten schiffbaren Fluss Neuseelands. Um den Tourismus hier anzukurbeln wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts als "Rhein der Maoris" beworben. Und es funktioniert bis heute, auch wenn inzwischen nur noch ein kohlebefeuertes Dampfschiff den Fluss befährt.


Der Ort selbst hat seine Blütezeit hinter sich. An einem ruhigen Sonntag fasziniert er durch seine Leere und wirkt mancherorts wie eine Geisterstadt. 


In den ehemaligen Lageerhallen am Fluss haben sich Künstlerateliers angesiedelt. 




Besonders berühmt ist die Glasbläserei, die aufgrund einer Bildungsreform für Kunsthandwerksberufe in den 1980er Jahren gegründet wurde. Inzwischen lernen hier vor allem asiatische Studenten.


Ein weiteres Kuriosum ist ein Aufzug aus dem Jahr 1900, der eigens gebaut wurde um den damals neuerschlossenen Stadtteil auf dem Hügel anzubinden. Der Zugang führt über 200 Meter in den Berg hinein. 


Der Aufzug wird von einer älteren Dame bedient und rattert für 2 Dollar pro Person durch den Berg nach oben. Von dort hat man dann auch einen schönen Blick auf das Delta.


Die Wanganui River Road steht für den nächsten Tag auf dem Programm: Hier ist definitiv der Weg das Ziel. Die Straße wurde in den 1930Jahren begonnen, um die Höfe entlang des Flusses zu versorgen - allerdings dauerte der Bau 30 Jahre und einige Häuser sind weiterhin nur vom Fluss aus zu erreichen. 


Wie wir in Wellington im Museum lernten, war das Leben der ersten Siedler kein einfaches: Der Boden in dieser Gegend eignete sich nicht für Ackerbau, so dass die einzige wasserbetriebene Mühle auch bald wieder aufgegeben wurde. Was blieb, waren Schafzucht und Forstwirtschaft und so ist es bis heute. 
An vielen Stellen hat sich der urspüngliche Wald sein Gebiet schon wieder zurückerobert, an anderen Stellen gehört die Straße den Schafen. 


Sie windet sich mit malerischen Aussichten den Fluss entlang und man kann schon verstehen, dass er mit dem Rhein verglichen wurde.


Allerdings sehen wir entlang der Strecke kaum Menschen - diese Gegend ist definitiv einsam und auf die Dauer ein wenig spooky (Wer Stephen King's Kurzgeschichte "Die Abkürzung" gelesen hat weiss, was gemeint ist).


Nach diesem Abstecher in die lebendige Historie machen wir es uns auf dem Campground bequem - heute mal wieder mit kompletter Ausstattung - und beobachten am Abend verwundert und ein wenig neugierig die Ankunft einer deutschen geführten Campertour mit schwarz-rot-goldenen Flaggen am Auto. Morgen gehts dann zum Vulkan. 

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