Donnerstag, 26. März 2015

In der Schwefelstadt

Von der Küste kommend nähern wir uns Rotorua, Neuseelands dynamischster Thermalgegend und werden dann auch wie erwartet mit dem charakteristischen Geruch fauler Eier begrüßt. In diesem Gebiet sind wir dem heißen Erdinneren so nah wie sonst nirgendwo auf der Reise, nur ca. 2,5 km Erdkruste trennen uns hier von flüssigem Magma.


Kein Wunder, dass es gefühlt überall um uns rum dampft und brodelt. Faszinierender Weise werden diese Phänomene hier einfach in den Alltag eingebaut - auf dem örtlichen Golfplatz wird beispielsweise um die heißen Löcher im Boden rumgegolft.

Wir starten mit einem Besuch in den "Toren der Hölle", vom großen Dramatiker George Bernhard Shaw höchstpersönlich so benannt. In dem für Besucher einigeremaßen sicher gestalteten Gelände laufen wir an alten Maori-Badestätten vorbei zwischen Schlammtümpeln unterschiedlicher Farbe, kochenden Wasserbecken verschiedener Temperatur und einem Warmwasserfall.



Links und rechts des Weges brodelt die Erde. Warnschilder erinnern einen immer wieder, dass der Boden kocht.


Ein Schlammvulkan türmt sich zwei Meter hoch auf und arbeitet sich langsam aber sicher über den Weg hinweg. Pflanzen werden entweder im heissen Wasserdampf gegart oder passen sich den Gegebenheiten an. Je nach Quelle und darin gelösten Mineralstoffen hat das Wasser unterschiedliche Eigenschaften, so dass es zum Desifizieren oder Kochen genutzt werden konnte. Der Schlamm einiger Quellen wird auch heute noch zum Baden verwendet.


Dass der Mensch sich hier auf dünner Erdkruste bewegt wird uns auch beim Besuch von Whakarewarewa, einem Maoridorf, deutlich vor Augen geführt. Die Bewohner nutzen seit jeher die heißen Quellen zum Waschen und Baden, Kochen und natürlich zum kostengünstigen natürlichen Heizen ihrer Häuser. Mit der Zeit passten sich die Häuser dem westlichen Stil an, aber das Dorf inmitten des Thermalgebiets ist weiterhin bewohnt.


Allerdings arbeitet die Erde nach eigenem Ermessen - wenn es unter dem Haus zu brodeln anfängt ist es Zeit, umzuziehen.


Hier sprudeln auch mehrere Geysire - allerdings nicht mit kurzem Springbrunnenstrahl, sondern in längeren Abständen ca. 10 Minuten am Stück.



Der Schwefelgeruch ist überall, auch unser Campingplatz hat eigene Hottubs. Und haftet nicht, sollte sich unter uns der Boden auftun.


Dass diese Möglichkeit nicht so weit hergeholt ist, bestätigt uns am nächsten Tag unser walk durch den Redwood Forest, der direkt an das Thermalgebiet anschließt. Dieser Wald wurde um 1900 aufgeforstet, um Bauhholz zu gewinnen. Die gut ausgeschilderten Wege führen auf einem riesigen Gebiet entlang an einem kleinen Fluss, spontanen Schlammtümpeln und hier und da einem dampfenden Loch am Wegesrand.


Im Prinzip sieht es aus wie im Taunus, wären da nicht die Palmfarne zwischen den Nadelbäumen und der Schwefelgeruch.


Neben Wanderwegen sind hier auch unzählige Mountainbikepfade angelegt, so eine Art Skischaukel für Radfahrer - inklusive Duschen für Mensch und Bikes.


 
Wir lassen uns von diversen Geocaches an versteckte Orte führen und gelangen so schließlich auch zu einem Lookout, von dem aus wir nicht nur den Geysir sondern das ganze Thermalgebiet im Blick haben.


Auf dem 11km langen Rundweg sehen wir nun endlich auch mal die Holzwirtschaft aus den Nähe, die uns schon die ganze Zeit auf der Nordinsel aufgefallen ist: Auf  großen gerodeten Flächen stehen noch einzelne Farne, ansonsten stecken Wurzelreste der riesigen Baumstämme im Boden, die nach und nach von schwerem Gerät praktisch in der Erde gehäckselt werden.



Die Baumschule steht gleich am Rande des Waldes, hier warten schon die Setzlinge darauf, dass sie in den Wald dürfen.


Wir umrunden das Gebiet auf einem versteckten Pfad, der uns wieder in das Thermalgebiet führt - wenn man der Nase folgt, findet man sehr einfach zurück und vermeidet es vor allem, in heiße Löcher zu fallen. Wir sind erleichtert, unseren Camper ohne sichbare Spuren thermischer Aktivität noch an Ort und Stelle vorzufinden. Und das Abendessen wird klassisch auf dem Herd gekocht - nicht in den heißen Quellen, denn dazu müssten wir erst ein Flachskörbchen flechten....

2 Kommentare:

  1. Der Schwefelgestank ist auf einigen Bilder schier greifbar - bzw. ich meine riechbar ;-)

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  2. So habe ich mir als Kind die Hölle vorgestellt - nur nicht ganz so sonnig!

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